(6) Überlieferte Tiroler Rezepte aus den italienischen Dolomiten | Omas Küche bedeutet Geborgenheit und einfach zubereitete Leckereien. So sind auch die Pàpe aus Primiero, ein cremiger Brei aus Rohmilch, Mais- und Weizenmehl, der große Ähnlichkeiten mit dem Südtiroler Mùas hat. Hier das Rezept der Pàpe, ein fast vergessenes Gericht aus der guten alten Zeit.

Wusstest du, dass im Polentatopf noch eine weitere Spezialität zubereitet wird? Besonders im Winter, wenn es kaum etwas Besseres gibt, als sich nahe am Ofen an einer warmen Mahlzeit rundum satt zu essen – am liebsten pappsatt.

Womit wir mitten in der Wortfamilie Papp angekommen wären: Man denke an Wörter wie aufpäppeln, das lateinische pappare ‚essen‘ oder, im Italienischen, pappa ‚Brei‘.

Ein herzhaft-sättigender Genuss aus Omas Küche

Das hier vorgestellte Gericht Pàpe erinnert viele an ihre Großmutter, weckt Kindheitserinnerungen oder bedeutet eben einfach Wohlfühlessen. Da bin ich keine Ausnahme. Wenn meine Oma, Nonna Tina, im Winter frisch gemolkene Milch bekam, kündigte sie uns fröhlich – natürlich im Dialekt – diesen Schmaus an. Es war für alle geradezu ein Fest, das einem festen Ablauf folgte:

  • Oma Tina stand am Holzherd und rührte scheinbar endlos die verheißungsvolle Mischung aus Rohmilch, Wasser, Mais- und wenig Weizenmehl;
  • die Teller, die sich dann endlich mit der cremig-heißen Masse füllten, mit brauner Butter begossen und Reibekäse bestreut;
  • mein Opa, der seinen Ehrenplatz genoss: im Stehen neben dem heimeligen Holzherd aß er direkt aus dem Gusstopf – denn die Kruste am Topfboden ist das Beste von allem!
Ein Gericht, das von der Einfachheit der bäuerlichen Bergwelt erzählt: Man begnügte sich mit wenigen und bescheidenen Zutaten aus eigener Produktion. Es war von großem Wert, schnell satt zu werden (wenn auch nicht für lange!).

Pàpe im Polentatopf, Mùas in der Eisenpfanne

Diese Zubereitungsart findet sich, mit nur kleinen Abwandlungen, auch in vielen anderen Tälern des einstigen Alttirols. Fast im gesamten Trentino kennt man es unter dem Namen Mòsa, das natürlich eng verwandt ist – auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht – mit dem Mùas, das in Tirol und Südtirol auch mit Schwarzplenten (Buchweizenmehl) oder in süßer Variante zubereitet wird. Noch ein Unterschied: Nur in Primiero wird der gusseiserne Polentatopf verwendet, sonst kommt überall eine Eisenpfanne zum Einsatz, aus der alle direkt am Tisch sitzend essen.

Appetit auf das herzhafte Pàpe, aber dir fehlen Holzherd und Polentatopf? Kein Problem, es lässt sich auch in einem normalen Topf zubereiten. Verzichten musst du so lediglich auf die leichte Räuchernote des Holzfeuers.

Muas = Pàpe

Pàpe – das Rezept aus Primiero

Zutaten für 6 Personen

2,5 l Vollmilch (wenn möglich Rohmilch)
1 l Wasser
250 g Maismehl, fein gemahlen
75 g Weizenmehl
Salz

150 g Butter
geräucherter Ricotta zum Reiben

Zubereitung

In einem großen Topf Milch und Wasser mit einer Prise Salz zum Kochen bringen. In der Zwischenzeit das Maismehl gut mit dem Weizenmehl vermischen. Wenn es kocht, unter beständigem Rühren mit dem Schneebesen die Mehlmischung in nur kleinen Mengen und sehr langsam einrieseln lassen. Bei mittlerer Hitze mit einem Holzlöffel etwa 40 Minuten lang weiterrühren, bis sich schließlich auf dem Boden eine Kruste gebildet hat. Das fertige Mus in tiefe Teller geben, wenige Minuten abkühlen lassen und dann verfeinern: Eine großzügige Menge brauner Butter und frisch geriebenen geräucherten Ricotta darübergeben.

Mein Tipp: Während des Kochvorgangs mit dem Kochlöffel nicht am Topfboden kratzen, damit sich die köstliche Kruste bilden kann! Wirklich nützlich: Vom Rand des Tellers aus mit dem Essen beginnen, um sich nicht zu verbrennen!

Zum Vergleich ein ähnliches Rezept aus Südtirol

Ein Rezept für Schwarzplenten-Mùas – aus Buchweizenmehl.

Noch mehr Rezepte Tiroler Herkunft

Hier habe ich für dich weitere Gerichte aus der traditionellen Küche der Trentiner Dolomiten gesammelt, die ihren Ursprung im einstigen Alttirol finden: 

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Den auf Italienisch verfassten Originalartikel hat Maren Paetzold ins Deutsche übersetzt.

Hier schreibt: Jessica Longo

Ob aus dem Deutschen oder gleich auf Italienisch – ich stehe deinem Unternehmen als kreative Italienisch-Übersetzerin und Texterin zur Verfügung. Meine Lieblingsthemen? Tourismus, Genuss und Outdoor. Oder anders ausgedrückt: die Alpen mit all ihren natürlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen. Ich helfe dir, deine italienische Kommunikation wirksam und authentisch zu gestalten.