Wusstest du, dass im Polentatopf noch eine weitere Spezialität zubereitet wird? Besonders im Winter, wenn es kaum etwas Besseres gibt, als sich nahe am Ofen an einer warmen Mahlzeit rundum satt zu essen – am liebsten pappsatt.
Womit wir mitten in der Wortfamilie Papp angekommen wären: Man denke an Wörter wie aufpäppeln, das lateinische pappare ‚essen‘ oder, im Italienischen, pappa ‚Brei‘.
Ein herzhaft-sättigender Genuss aus Omas Küche
Das hier vorgestellte Gericht Pàpe erinnert viele an ihre Großmutter, weckt Kindheitserinnerungen oder bedeutet eben einfach Wohlfühlessen. Da bin ich keine Ausnahme. Wenn meine Oma, Nonna Tina, im Winter frisch gemolkene Milch bekam, kündigte sie uns fröhlich – natürlich im Dialekt – diesen Schmaus an. Es war für alle geradezu ein Fest, das einem festen Ablauf folgte:
- Oma Tina stand am Holzherd und rührte scheinbar endlos die verheißungsvolle Mischung aus Rohmilch, Wasser, Mais- und wenig Weizenmehl;
- die Teller, die sich dann endlich mit der cremig-heißen Masse füllten, mit brauner Butter begossen und Reibekäse bestreut;
- mein Opa, der seinen Ehrenplatz genoss: im Stehen neben dem heimeligen Holzherd aß er direkt aus dem Gusstopf – denn die Kruste am Topfboden ist das Beste von allem!
Pàpe im Polentatopf, Mùas in der Eisenpfanne
Diese Zubereitungsart findet sich, mit nur kleinen Abwandlungen, auch in vielen anderen Tälern des einstigen Alttirols. Fast im gesamten Trentino kennt man es unter dem Namen Mòsa, das natürlich eng verwandt ist – auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht – mit dem Mùas, das in Tirol und Südtirol auch mit Schwarzplenten (Buchweizenmehl) oder in süßer Variante zubereitet wird. Noch ein Unterschied: Nur in Primiero wird der gusseiserne Polentatopf verwendet, sonst kommt überall eine Eisenpfanne zum Einsatz, aus der alle direkt am Tisch sitzend essen.
Appetit auf das herzhafte Pàpe, aber dir fehlen Holzherd und Polentatopf? Kein Problem, es lässt sich auch in einem normalen Topf zubereiten. Verzichten musst du so lediglich auf die leichte Räuchernote des Holzfeuers.
Pàpe – das Rezept aus Primiero
Zutaten für 6 Personen
2,5 l Vollmilch (wenn möglich Rohmilch)
1 l Wasser
250 g Maismehl, fein gemahlen
75 g Weizenmehl
Salz
150 g Butter
geräucherter Ricotta zum Reiben
Zubereitung
In einem großen Topf Milch und Wasser mit einer Prise Salz zum Kochen bringen. In der Zwischenzeit das Maismehl gut mit dem Weizenmehl vermischen. Wenn es kocht, unter beständigem Rühren mit dem Schneebesen die Mehlmischung in nur kleinen Mengen und sehr langsam einrieseln lassen. Bei mittlerer Hitze mit einem Holzlöffel etwa 40 Minuten lang weiterrühren, bis sich schließlich auf dem Boden eine Kruste gebildet hat. Das fertige Mus in tiefe Teller geben, wenige Minuten abkühlen lassen und dann verfeinern: Eine großzügige Menge brauner Butter und frisch geriebenen geräucherten Ricotta darübergeben.
Mein Tipp: Während des Kochvorgangs mit dem Kochlöffel nicht am Topfboden kratzen, damit sich die köstliche Kruste bilden kann! Wirklich nützlich: Vom Rand des Tellers aus mit dem Essen beginnen, um sich nicht zu verbrennen!
Zum Vergleich ein ähnliches Rezept aus Südtirol
Ein Rezept für Schwarzplenten-Mùas – aus Buchweizenmehl.
Noch mehr Rezepte Tiroler Herkunft
Hier habe ich für dich weitere Gerichte aus der traditionellen Küche der Trentiner Dolomiten gesammelt, die ihren Ursprung im einstigen Alttirol finden:
Du bist in der Gastronomie tätig und benötigst knackige Texte auf Italienisch, sodass den Lesern das Wasser im Mund zusammenläuft? Ich übersetze oder texte für dich.
Den auf Italienisch verfassten Originalartikel hat Maren Paetzold ins Deutsche übersetzt.