(3) Aus der Reihe: Überlieferte Tiroler Rezepte aus den italienischen Dolomiten | Über 600 Jahre soll es Smòrum in Primiero schon geben. Die Verwandtschaft mit einem weitaus bekannteren österreichischen Gericht ist offensichtlich, die Unterschiede sind es ebenso. Hier das Originalrezept für Smòrum.

Vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber klingt es nicht nach einer prominenten österreichischen Leibspeise? Ein Tipp: Man nehme Eier, Milch, Mehl, einen Schuss Grappa, eine Prise Salz, eine Eisenpfanne, viel Butter und etwas Streuzucker vor dem Servieren.

Noch immer keine Idee? Aber mit dem Stichwort Kaiserschmarren? Natürlich! Im Dolomitental Primiero bereiten wir Smòrum zu, eine Variante dieses berühmten in kleine Stücke geteilten Eierkuchens, der mit Rosinen oder auch Äpfeln verfeinert und klassischerweise mit Preiselbeerkonfitüre genossen wird. Der große Unterschied liegt im Verzicht auf das kaiserliche Element, denn zum Tragen kommen hier vielmehr die bescheidenen Zutaten, mit denen man sich in den Bergen begnügen musste.

Smòrum und Kaiserschmarren – ähnlich aber doch anders

Smòrum, im Vergleich zum Kaiserschmarren, …

  • basiert auf einem einfachen, ungesüßten Teig, der mit weniger Eiern auskommt,
  • ist ohne Rosinen oder andere Extras,
  • wird recht lange gebacken, mindestens 20 Minuten bei mittlerer Flamme,
  • ist nicht so fluffig, dafür aber gut gegart und somit bekömmlicher
  • wird traditionell lediglich mit etwas Zucker bestreut,
  • kommt nicht als Süßspeise zum Dessert auf den Tisch: Smòrum wird als alleiniger Hauptgang gegessen.

Wie Schmarren zu Smòrum wurde

Eine sehr nahrhafte Speise, die ihren Weg nach Primiero vermutlich im 14. Jahrhundert zusammen mit den Bergknappen fand, den Bergarbeitern aus Nordtirol und Böhmen, die in unserem Tal eine Hauptrolle im einst wichtigsten Wirtschaftszweig, dem Bergbau spielten. Diese Einwanderung ging einher mit der Verwandlung von Schmarren in Smòrum: Im Tiroler Dialekt spricht man das „a“ wie ein „o“ aus, und bei der Endung „en“ wird das „e“ ausgelassen.

Leider findet sich auf Speisekarten kaum ein originaler Smòrum. Die wenigen Restaurants in Primiero, die es anbieten, servieren es als Süßspeise und in einer Variante, die dem Kaiserschmarren sehr ähnelt. Hier das Originalrezept, um es zu Hause zu kosten, nach alter Tradition als Hauptgang!

Das Rezept für Smòrum

Zutaten für 4 Personen

640 g Mehl
640 ml Milch
4 Eier
1 Gläschen Grappa
1 Teelöffel Salz
150 g Butter zum Braten

Zubereitung

In einer Schüssel mit dem Schneebesen Eier, Mehl, Milch, Grappa und Salz kräftig verrühren. In einer ausreichend großen Pfanne – möglichst aus Eisen, sonst antihaftbeschichtet – bei geringer bis mittlerer Hitze die Butter zerlassen. Den Teig einfüllen und die Hitze etwas erhöhen. Wenn die Unterseite eine goldbraune Farbe hat, den „Pfannkuchen“ in Viertel teilen, diese wenden und nochmals zu Achteln teilen, sodass verbliebener flüssiger Teig austritt und stockt. Dann mindestens 15 Minuten lang weiterhin wenden und in kleinere Stückchen zerteilen: Am Ende erhält man Teigstückchen von etwa 1 bis 1,5 Zentimeter Größe mit einer schönen braunen Kruste und einem weichen, aber gut gegartem Inneren. Lediglich mit etwas Streuzucker servieren.

Mein Tipp: In der Pfanne soll der Teig nicht mehr als 2 cm dick sein; bei Bedarf in zwei Pfannen verteilen. Und: Nicht zu früh in zu kleine Stückchen zerteilen, sonst brennt es leicht an!

Es schmeckt köstlich gleich warm aus der Pfanne, aber ebenso gut auch kalt am Folgetag.

Kaiserschmarren nach Südtiroler Art

Zum Vergleich das Rezept für Kaiserschmarren aus Südtirol.

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In Primiero, in den italienischsprachigen Dolomiten, gehören noch mehr Gerichte Tiroler Ursprungs zur Tradition. Probier sie alle aus:

• Zèlten
Capùsi agri
Canéderli
Stràuli
Pàpe
Strùdel

Du bist in der Gastronomie tätig und benötigst knackige Texte auf Italienisch, sodass den Lesern das Wasser im Mund zusammenläuft? Ich übersetze oder texte für dich.

Den auf Italienisch verfassten Originalartikel hat Maren Paetzold ins Deutsche übersetzt – und dieses Rezept gleich ausprobiert.

Hier schreibt: Jessica Longo

Ob aus dem Deutschen oder gleich auf Italienisch – ich stehe deinem Unternehmen als kreative Italienisch-Übersetzerin und Texterin zur Verfügung. Meine Lieblingsthemen? Tourismus, Genuss und Outdoor. Oder anders ausgedrückt: die Alpen mit all ihren natürlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen. Ich helfe dir, deine italienische Kommunikation wirksam und authentisch zu gestalten.